Der US-Investor 777 Partners steigt bei Hertha BSC ein. Das wurde am Montag besiegelt. Die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft übernimmt alle Anteile (64,5 Prozent) der Peil Investment B.V., einer Tochter der Tennor Holding von Lars Windhorst und zusätzlich weitere 10 Prozent von der Hertha-Kapitalgesellschaft. Der Verein erhält dafür im Gegenzug frisches Geld: bis zu 100 Millionen Euro. Rund ein Drittel davon soll kurzfristig fließen. Die Ära Windhorst ist damit Geschichte, der Alt-Investor ist alle seine Hertha-Anteile los. Für Hertha sind vorerst die gröbsten finanziellen Probleme abgewendet. Die prekäre wirtschaftliche Lage des Hauptstadtklubs hätte schlimmstenfalls zum Entzug der Profilizenz führen können.
Der Abschluss des Deals mit dem neuen Investor kam gerade zur rechten Zeit, denn die Berliner müssen am Mittwoch ihre Lizenzunterlagen bei der DFL einreichen. So wie Herthas Geschäftszahlen zuletzt aussahen, wäre die Spielerlaubnis für die kommende Saison in Gefahr gewesen.
100 Millionen Euro Kapitalerhöhung
Wie der jüngst vorgelegte Finanzbericht auswies, bilanziert Hertha für die Saison 2022/23 mit einem Verlust von 44.6 Millionen Euro. Die Personalkosten erreichten im Vorjahr ein Rekordniveau, Herthas Verbindlichkeiten betragen rund 90 Millionen Euro. Im Dezember wies der Verein ein negatives Eigenkapital von 15 Millionen aus.
Der neue Investor hält seit Montag nun 75 Prozent der Hertha-Anteile, gleichzeitig wurde die versprochene Kapitalerhöhung offiziell verkündet. Hertha erhält in den kommenden beiden Jahren insgesamt 100 Millionen Euro, aufgeteilt in mehrere Tranchen. 35 Millionen davon sollen kurzfristig fließen.
Es soll vorbei sein mit dem Größenwahn von Klinsmann, Windhorst und Bobic
Dies sei ein sehr guter Tag für Hertha BSC und den Berliner Weg, sagte Hertha-Präsident Kay Bernstein bei der Verkündung des Deals am Montag. Man verabschiede sich damit vom „Größenwahn“ der vergangenen Jahre und werde nun demütig und in Ruhe weiterarbeiten, so der Klub-Präsident weiter.
777 Partners-CEO Josh Wander bedankte sich auf der Pressekonferenz bei den Hertha-Verantwortlichen für die „wundervolle Zusammenarbeit“. Er liebe Berlin und werde so oft präsent sein, wie es sein Terminkalender zulasse.
Geld für neue Spieler muss allerdings über zukünftige Einnahmen erzielt werden
Die neue strategische Partnerschaft mit 777 Partners ist auf lange Frist angelegt und gilt ausdrücklich unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Das frische Geld des US-Investors dient freilich einstweilen nur dazu, Herthas prekäre finanzielle Situation zu entschärfen und den Spielbetrieb sicherzustellen.
Das Geld für neue Spieler muss durch laufende Einnahmen erzielt werden. Das heißt durch Ticket-Verkäufe und durch den Verkauf teurer Spieler, um so Ablösegelder kassieren und hohe Gehälter sparen zu können. Ganz oben auf der Verkaufsliste scheint Herthas Topscorer Dodi Lukebakio zu stehen, dessen Vertrag 2024 ausläuft und der rund 20 Millionen Euro wert sein soll.
Sportlich bleibt es eng für Hertha BSC
In der Bundesliga muss Hertha BSC derweil weiter um den Klassenerhalt zittern. Die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz steht tief im Tabellenkeller und hat aktuell nur einen einzigen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. Ein Abstieg wäre sicherlich fatal für den gesamten Verein – und vor allem auch für den neuen Investor.