Was für eine unfassbare Serie! Fabian Hürzeler ist seit genau zehn Spielen in der 2. Bundesliga der Cheftrainer des FC St. Pauli. Seine Bilanz: Zehn Siege! Der erst 30-jährige Coach hat im deutschen Profifußball einen kometenhaften Start hingelegt. Die Fachwelt reibt sich erstaunt die Augen. Wer ist dieser Hürzeler eigentlich? Nur ausgewiesene Experten der zweiten Liga hatten den in den USA geborenen Fußballtrainer auf dem Radar. Jetzt mischt Hürzeler mit dem FC St. Pauli die gesamte 2. Bundesliga auf und darf sogar vom Aufstieg träumen. Wir haben uns den Mann mal genauer angeschaut.
Man kennt das ja: Ein Trainer wird nach einer ersten Saisonhälfte entlassen – und sein Assistent tritt aus dem Schatten ins Rampenlicht und wird mit plötzlich mit Lob überschüttet.
Die Pauli-Bosse schenken Hürzeler früh das volle Vertrauen
„Fabian hat in seiner Zeit als Co-Trainer und Interimstrainer gezeigt, dass er Herausforderungen sehr strukturiert angeht und konkrete Lösungen anbietet“, erklärte St. Paulis Sportdirektor Andreas Bornemann, als Hürzeler zwei Tage vor Weihnachten 2022 seinen bisherigen Chef Timo Schultz ablöste.
„In der aktuellen Situation ist es wichtig, der Mannschaft neue Impulse zu geben. Wir sind überzeugt, dass Fabian der richtige Mann für diese Aufgabe ist“, so Bornemann. Und er sollte Recht behalten.
In der Winterpause war St. Pauli in Abstiegsgefahr
Als Schultz die Mannschaft in der vergangenen Saison bis auf drei Punkte an den Aufstiegsrelegationsplatz heranführte, sah es so aus, als ob er der richtige Mann für diese Aufgabe wäre. Die Hoffnung auf eine Rückkehr in die erste Liga nach einer schmerzhaften 12-jährigen Abwesenheit war in Hamburg groß.
Doch zur Halbzeit der Saison 2022/23 lag Schultz‘ Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz und er stand vor dem Aus. Hürzeler wurde Anfang Dezember zunächst zum Interimstrainer ernannt.
Auf den Spuren von Julian Nagelsmann
Auf den ersten Blick schien es eine einfache, bequeme Wahl zu sein. Niemand erwartete zu viel von einem Mann, der mit 29 Jahren, 11 Monaten und drei Tagen der zweitjüngste Cheftrainer in der Geschichte der 2. Bundesliga war. Andererseits war er fast anderthalb Jahre älter als Julian Nagelsmann, als der ehemalige Trainer von Bayern München damals bei der TSG Hoffenheim zum Chefcoach berufen wurde.
30 Punkte aus zehn Spielen – der Aufstieg ist wieder greifbar
Wie Nagelsmann, der Hoffenheim in seiner ersten Saison vor dem Abstieg bewahrte, hat auch der in Texas geborene Hürzeler – Sohn eines Schweizer Zahnarztes und einer deutschen Mutter – auf Anhieb einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Nach zehn Siegen aus zehn Spielen ist sogar der Aufstieg wieder möglich,
„Wir können auch mal schlechten Fußball spielen“, versicherte Hürzeler, nachdem seine Mannschaft am 24. Spieltag gegen Greuther Fürth den siebten Sieg in Folge eingefahren hatte.
„Aber die Mannschaft muss als Kollektiv immer zusammenhalten. Einsatz, Wille, Leidenschaft – das muss man immer auf den Platz bringen. Und dann kann man auch mal Spiele gewinnen, in denen es nicht so läuft“, so Hürzeler über sein Erfolgsrezept.