Zu Besuch bei Erik ten Hag: Mediamanie in Manchester

Erik ten Hag steht vor einer der wichtigsten Wochen seiner bisherigen Karriere bei Manchester United. Zunächst steht der große Kracher gegen den FC Barcelona in der Playoff-Runde der Europa League an, und ein paar Tage später folgt das erste Endspiel seiner englischen Amtszeit gegen Newcastle United im League Cup. 

Die Autogrammjäger sind schon ganz aufgeregt, als wir am Mittwochmorgen in den Wald von Carrington gehen. Viele Unterschriften sind bereits auf dem roten Manchester United-Trikot eines Jungen mit Wappen, aber es ist gerade noch Platz für ein weiteres Gekritzel. Also wartet er darauf, dass der nächste Spitzenspieler am Horizont auftaucht. Ansonsten herrscht eine heitere Ruhe auf dem abgelegenen Trainingsgelände, wo der Rasen heilig ist und wirklich alles Fußball atmet. Jeder, der zum Komplex fahren will, wird vom diensthabenden Steward aufgehalten. Von seinem Posten aus sind es noch einmal 15 Minuten Fußweg. Auf dem Weg dorthin gibt es nur ein verfallenes Bauernhaus und Natur, wie man sie auch in Schweden finden könnte.

Von der heiteren Ruhe, die draußen und auf dem Trainingsgelände herrscht, ist in Jimmy Murphys Zentrum wenig übrig geblieben. Mindestens 50 Personen tummeln sich in dem kleinen Raum mit Blick auf die Trainingsplätze. Spanische und englische Journalisten drängeln sich um einen Platz, Kameraleute kämpfen um einen Platz. Von der UEFA ist eine Aufsichtsperson anwesend, die kontrolliert, ob alles nach dem Protokoll abläuft. Die Journalisten stürzen sich auch gerne auf die verschiedenen Arten von Luxuskeksen, die neben der Kaffeemaschine angeboten werden. Das Ding muss Ten Hag an seine Zeit bei Ajax erinnern, denn diese Maschine ist, wenn möglich, noch langsamer als die Kaffeemaschine in der Johan Crujiff ArenA. „Ist das die Warteschlange für Kaffee? Dann schaffe ich es nie, bevor Ten Hag anfängt“, seufzt der gut gelaunte Daily Mail-Journalist Chris Wheeler.

So strikt wie Ten Hag, der die Pressekonferenz übrigens unter den wachsamen Augen von Robin van Persie abhält, seine Aussagen abwägt und versucht, gegenüber den Medien so wenig wie möglich preiszugeben, trifft die Mannschaft von Manchester United später als geplant auf dem Trainingsgelände ein. Für englische Journalisten nichts Neues und mittlerweile alltäglich: Vermutlich will Ten Hag noch ein paar Details mit seiner Mannschaft durchgehen, denn er arbeitet unglaublich akribisch und überlässt nichts dem Zufall. „Zugig, zugig, zugig“, schimpft der diensthabende BBC-Moderator über die lange Wartezeit auf die Red Devils. Es ist kühler, als es aussah, und sein Mantel liegt noch im Jimmy Murphy’s Center.

Auch wenn es nicht weit ist, ist es keine Option, in einer geraden Linie zurückzulaufen. Denn die Journalisten werden fachkundig um das Trainingsgelände der Haupttruppe herumgeführt. Schließlich ist das Spielfeld heilig. Der Rasen wird ein letztes Mal besprengt, wodurch nicht nur das Spielfeld, sondern auch die andere niederländische Delegation nass wird: ESPN-Moderator Milan van Dongen bekommt ziemlich viel Wasser ab und ist ziemlich verärgert. Außerdem läuft er mit den Füßen durch den Schlamm. „Wenn Sie dachten, es ginge nur um Glamour“, scherzt er.

Der Kontrast zum Training des FC Barcelona, sechs Stunden später und 11 Kilometer entfernt, ist krass. Präsident Joan Laporta und der technische Berater Jordi Cruijff stehen mit spitzen Schuhen am Spielfeldrand und beobachten, wie sich Frenkie de Jong und Co. an den Platz in Old Trafford gewöhnen. Kurz zuvor sprachen Xavi und Jules Koundé etwas länger als Ten Hag mit der spanischen und englischen Presse, obwohl sie viele Worte brauchten, um nichts zu sagen. Nicht nur die katalanische Supermacht macht sich mit dem imposanten Stadion vertraut, in dem die Unterstände buchstäblich auf der Tribüne stehen. Auch die Schiedsrichter bereiten sich vor. Der Linienrichter läuft bis zur Seitenlinie und hebt die Fahne. Der vierte Mann stand knapp im Abseits.

Große Tage stehen bevor

Für Erik Ten Hag stehen große Tage bevor“, sagt Sky Sports-Reporterin Melissa Reddy vor der Kamera nach einem anstrengenden Medientag von insgesamt fast 10 Stunden. Nicht nur für Ten Hag, sondern auch für den FC Barcelona, Manchester United, die große Delegation von Journalisten und die Taxifahrer. Die Taxifahrer sind auch Fans von Ten Hag und Manchester United, aber hauptsächlich, weil in der Stadt besonders viel los ist und sie viel Geld verdienen können. Um Manchester City herum ist es ruhig in Manchester. Auch für den kleinen Jungen mit dem Wappen war es ein großer Tag: Hätte er seine fehlenden Autogramme bei den Spielern von Manchester United ergattern können?